36.Die Sage vom furchtsamen Berggeistlein

Einige Sagen hab ich ja bereits schon entlang des Bergbaulehrpfades geschrieben. Meist über den Berggeist in den Gruben, der den Bergknappen teils gut oder böse gesinnt war. Aber geheimnisvolles oder wunderliches wird uns selten aus Pochwerken, Schmelzhütten und Erzwäschen übermittelt.

Doch auch da haben sich Berggeister und Kobolde wohl gefühlt - 
so im alten Danieler Pochwerk.

Da wo der Hüttengrund beginnt, in einer Senke, stand es einst - auch das "Rote" Pochwerk genannt. 
Den Namen hat es vom angeblich mit Ochsenblut gestrichenen Holzverkleidung im Obergeschoss. 
Sechs mächtige Pochstempel, angetrieben von einem Wasserrad, zerstampften das Erz. Der Lärm und vorallem der Staub war für die Bergleute eine Qual. Gefährlich war es, wenn die Heblinge mit Talg geschmiert werden mussten, damit die sogenannten "Schusser" von den Däumlingen an der Welle leichter angehoben werden konnten. Und damit ist auch eine Sage verbunden:

Nun soll es von Zeit zu Zeit geschehen sein, dass auf einem Balken der Querhölzer ein "Sneberger Gröschlein", ein Silbergroschen gelegen hat. Freudig für die Alten, geheimnisvoll für die Jungen. Für manchen Bergmann mehr als ein Tageslohn. Anderen war er 3 Kannen Bier wert. Doch keiner wusste woher die Silbergroschen kamen. Keiner ward gesehen. Nur manchmal kam es den Bergleuten vor, als wäre hinter der eichernen Welle ein schwefliges Leuchten gewesen. Viele Jahre ging das weiter. Man vermutete ein Berggeistlein dahinter und die Bergmänner freuten sich über jeden gefundenen Groschen. Mit der Zeit aber kamen mehr Erz und auch mehr Pochstempel hinzu. Es war so ein Lärm, dass selbst von außen der Donner vom Gewitter nicht mehr zu vernehmen war. Man verstand auch sein eigenes Wort nicht mehr. Das war wohl auch dem Berggeistlein zu laut. Nie wieder ward von dem Geistlein etwas zu spüren, die Groschen blieben aus. Auch der fahlgelbe Schein wurde nicht mehr gesehen.
Als in den 1950er Jahren das Pochwerk abgerissen wurde, fand man neben der mächtigen, kantigen Welle einen Lederrest - der von einer "Geldkatze" zu stammen schien - sonst wurde nichts aufregendes gefunden, was auf die geheimisvollen Geber der Silbergroschen hinführte.

Eine rührende Sage zum Abschluss meiner 45 Beiträge über den Bergbaulehrpfad. Ich rate Euch, wandert diesen Pfad einmal ab und versetzt Euch ins Mittelalter, in die Zeit als Schneeberg entstand. Nun kann ich auch die eingesammelten Bilder von Peter Günther zusammenfügen und erstaune, in welchen Maße sich der Marx Semmler Stollen durch Schneeberg zieht. Angefangen in Bad Schlema an der Zwickauer Mulde und endet an der FG Peter und Paul im hinteren Gebirge beim Filzteich...das größte Stollensystem Deutschlands mit über 220km Länge. Gigantisch. Und ich freue mich schon darauf weitere Bergbaupfade aus früheren Zeiten für Euch zu erkunden...wenn ich einmal in die großen Bergbaustädte Aue, Schwarzenberg, Annaberg, Zwönitz, Marienberg, Eibenstock und Altenberg wandere.

Nun aber schließe ich hier ab und gehe auf die andere Seite der Karlsbader Straße, den von hier aus beginnen meine weiteren Beiträge über die alte Bergstadt Neustädtel .

 

Glück Auf

Große Karte von Peter Günther
Große Karte von Peter Günther
Rote Pochwerk 1931
Rote Pochwerk 1931