Ehrlich gesagt, als ich davon gehört habe war ich schon etwas erstaunt. Ein Planetenweg im Erzgebirge?
Wie ist das wohl gemeint?
Dahinter steckt eine raffinierte Idee:
Als wir von der Wildbacher Straße kommend in Schneeberg einlaufen, kann ich rechts den Keilberg sehen. Dieser Berg ist das letzte Ziel meiner Wanderung durch Schneeberg. Und ein langer Weg voller Historik, Geheimnisvollen und Sehenswerten liegt noch vor mir.
In Schneeberg angekommen laufen wir den Stadtpark bergab in Richtung des heutigen Zieles. Es war Anfang Mai als wir diesen Weg gegangen sind, die Natur erwachte aus ihren Winterschlaf und die Bäume und Pflanzen blühten.
Dieses Gebäude ist das Ziel unserer Wanderung des Planetenweges von Bad Schlema kommend.Früher hieß es Pionier- und Volkssternwarte Schneeberg.Erbaut in den Jahren 1951-53 im Rahmen des nationalen Aufbauwerkes.
Es war ein schöner Tag als ich hier am Wolfsberg ankam. Die Natur erwachte aus ihren Winterschlaf. Die Sonne schien, Bäume und Sträucher blühten, Vögel und Insekten flogen fröhlich durch die Lüfte. Doch war das früher auch so? Früher zur Zeit des Bergbaus?
Auf dem Weg bergauf zu meinem nächsten Ziel möchte ich Euch kurz noch etwas über die Bergstadt schreiben.Schneeberg - im Volksmund "Silbernes Herz Sachsens" genannt.
Es war damals der 06. Februar 1471. Heute noch gilt er als der Geburtstag der Stadt, weil der Anbruch damals so reich war. Aber eigentlich begann alles ein Jahr zuvor.
An der Kreuzung Schiller-, Amtsgerichts-, Goethe- und Joseph-Hayden-Straße stehen zwei große Sehenswürdigkeiten, die fallen einem regelrecht ins Auge. Auf der einen Seite das alte Amtsgericht und auf der anderen Seite die ehemalige Zeichenschule.
Unterhalb der Stadtparks steht das alte Stadtbad Schneeberg,
besser bekannt als Dr. Curt-Geitner-Bad.
Mittels einer Stiftung wurde dieses Bad im Jahre 1908 im Jugendstil gebaut. Sehenswert sind die Fenster mit der originalen Jugendstilverglasung.
Ich hatte es damals bei meiner Wanderung vergessen, aber ich war noch einmal vor
Ort.
Es war damals die große Einkehr am Stadtpark - das alte Schützenhaus und Schützenheim.
Mein nächstes Ziel ist die Seminarstraße - genauer gesagt, das alte Gymnasium.Im Jahre 1874 wurde dieses neugotische Bauwerk als "schönstes Schulgebäude Sachsens eingeweiht. Es beherbergte damals das schon weit bekannte Königlich-Sächsische Lehrerseminar.
Mein Weg in Richtung Stadt führte auch an ihr vorbei. Gewaltig ragen ihre Türme aus
dem Stadtbild hervor.
Ich rede von der alten Andachts- und Begräbniskirche St. Trinitatis. Im Volksmund auch Hospitalkirche genannt.Erbaut wurde diese kleine Kirche von 1567 bis 1575 als Spitalkirche einer angrenzenden Krankenstation. Daher auch der Name
Hospitalkirche.
Schneeberg war einst Garnisonsstadt - das beweisen noch heute zwei touristische Ziele. Eines liegt hinter der großen St. Wolfgang Kirche, das zweite gleich unterhalb der Hospitalkirche St. Trinitatis.
Jetzt stehe ich vor einem der schönsten Plätze Schneebergs - dem Fürstenplatz. Vor zehn Jahren neu gestaltet stärkt er das barocke Ambiente der Innenstadt. Steinplatten, gesetzte Bäume und Pflanzkübel heben das Bild des Platzes im Sommer deutlich hervor.
Hier am Fürstenplatz stehen wahrlich prachtvolle Gebäude.
Eines davon ist das Kulturzentrum "Goldene Sonne".
Im Barockstil 1708 erbaut, fiel es kurze Zeit später dem Stadtbrand 1719 zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau verfügte es über Fremdenzimmer, Vereinsräume und einen Tanzsaal.
Was für ein prunkvolles Gebäude wenn man davor steht.
Herrliche, detailgetreue Stuckverzierungen fallen dem aufmerksamen Touristen sofort auf - es ist das alte Fürstenhaus.
Direkt neben dem Fürstenhaus steht ein weiteres imposantes Bauwerk, leider in keinem guten Zustand.
Ich schreibe vom alten Wohn- und Geschäftshaus des Musikverlegers F. Chr. Härtel.
Dieses Haus wurde 1722 gebaut, also nach dem großen Stadtbrand. Es ist eines der ältesten Barock-Gebäude der Stadt Schneeberg. Bestehend aus einem Vorder-, Zwischen- und Hinterhaus. Auch ein kleiner Hinterhof erstreckt sich dahinter.
Doch wer war eigentlich dieser Härtel?
Nun möchte ich wieder von meiner Wanderung durch die alte Bergstadt erzählen. Ein Freund sagte mir, ich würde hier in Schneeberg bestimmt einige Jahre schreiben. Am Anfang glaubte ich seinen Worten nicht, aber mittlerweile muss ich sagen, so ganz Unrecht hatte er nicht. Schneeberg hat viele Ortsteile und jeder hat seine eigene Geschichte. Angefangen auf dem Gleesberg, ging es durch Neustädtel direkt ins silberne Herz hinein. Rund um den Markt steht eine Sehenswürdigkeit nach der Anderen.
Es war der 22. Juli 1935. Nach 20 jähriger Pause fand wieder ein Bergstreittag in Schneeberg statt. Und genau an diesen Tag wurde auch der Bergmannsbrunnen "Neuer Anbruch" eingeweiht.
Die Planungen begannen schon einige Jahre zuvor. Der Stadtrat von Schneeberg bat die damalige Staatsregierung in Dresden ein Zeichen an die große Vergangenheit Schneebergs zu setzen. Die Regierung schenkte der Stadt einen Brunnen.
Der zuständige akademische Rat veranstaltete unter Künstlern aus Sachsen einen Wettbewerb.
Insgesamt wurden 99 Entwürfe abgegeben.
Vom Bergmannsbrunnen aus laufe ich weiter hinters Rathaus auf dem Fürstenplatz. Mein Ziel ist ein Gebäude gegenüber dem Fürstenhaus. Doch bis dahin möchte ich etwas über den Bergstreittag erzählen.
Jedes Jahr am 22. Juli wird dieser in Schneeberg groß gefeiert.
Doch nur wenige wissen, warum das überhaupt gefeiert wird.
Gehen wir etwas in die Geschichte Schneebergs zurück.
Es ist schon beeindruckend, schaut man auf dieses Haus. Die Figurengruppe am Giebel des alten Lehm-Hauses fällt schon von weiten auf. Doch was genau hat es damit auf sich?
Das Haus war einst Wohn- und Geschäftshaus der Familie Lehm.
Richard und Emil Lehm gründeten im Jahre 1885 die erste deutsche Tüllfabrik - eine
Weberei.
Schwerpunkt war die Herstellung von Spitzen- und Gardinentülle. Der Anfang war bescheiden.
Eigentlich könnte ich vom Lehm-Haus aus in jede Richtung gehen. Ich entschließe mich in Richtung Gymnasialstraße zu wandern. Nach einigen Metern komme ich am alten Postamt vorbei.Leider ist das Gebäude leerstehend. 300 Jahre lang wurde hier das Postwesen in Schneeberg repräsentiert. Nur zu hoffen das dieses Haus nicht verfällt. Optisch ein Hingucker.
Die Ritterstraße ist wohl eine der bekanntesten Straßen der Bergstadt. Prächtige Wohngebäude, Läden und eine Konditorei zieren die Straße. Übrigens, die Konditorei Willert ist sehr zu empfehlen. Über 100 Jahre Backtradition in Schneeberg.
Dem Silber war es zu verdanken, dass die Stadt Schneeberg ein solches Bauwerk
entstehen ließ.
Hans von Torgau und Fabian Lobwasser waren die Baumeister.
Von Torgau war an vielen großen Bauten zur damaligen Zeit beteiligt. Die Albrechtsburg zu Meißen, Schloss Wittenberg, Franziskanerkirche Torgau waren um nur einige zu nennen.
Fabian Lobwasser war ein Schneeberger Baumeister und Berggeschworener. Sein Sohn Ambrosius ein humanistischer Schriftsteller und Übersetzer.
Auch rund um den Kirchplatz von Schneeberg stehen viele alte historische Gebäude.
So zum Beispiel hinter der St. Wolfgangskirche die "Alte Kaserne".
Dies war früher ein Fundgrübnerhaus. So ein Haus gehörte den Fundgrubenbesitzern.
Schneebergs berühmte Groschen
Schon auf dem Weg zur St. Wolfgangskirche berichtete ich von der Schneeberger Münze. Von ihr sieht man heute nichts mehr. Nur ein Schild erinnert an große Zeiten.
Stolz schaut der Hirsch über den Markt und beobachtet jede Bewegung. Das muss doch jeden Besucher Schneebergs auffallen. Das alte Gasthaus, so nenne ich es mal, ist eines der ältesten Steingebäude der Bergstadt, erbaut im Jahre 1543.
Anfangs diente es als Herberge und war das Wohnhaus des ersten Bürgermeisters Dr. Christoph Pierer.
Aufregung und Entsetzen herrschten am Mittag des 20. Dezember 1698 in Schneeberg. In einem Haus am Markt waren die 78 jährige Witwe Sabrina Röder sowie ihre zehn Jahre jüngere Haushälterin Eva Franke in einer Wohnung ermordet aufgefunden worden.
Vom goldenen Hirsch ziehe ich weiter am alten Handels- und Wohnhaus vorbei, Freytag-Haus genannt. Kunstvolle Stil-Elemente der barocken Baukunst ziert das Haus. Benannt nach einem Geschäftsinhaber.
Etwas unterhalb steht das Jungnickel-Haus.
Ich mache nochmal kehrt in Richtung alte Post. Gegenüber stand vor kurzen noch ein bemerkenswertes Gebäude. Wenig ist von seiner Geschichte bekannt, aber erwähnenswert.
Am 01. Juli 1873 gründete der Neustädtler Schumacher Michael Kögel im Gasthof mit weiteren 16 Genossen eine Gruppe der sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Das prachtvolle Rathaus wurde 1527-1548 erbaut. Baumeister war Fabian Lobwasser.
Dieser war gleichzeitig auch für den Bau der St. Wolfgangskirche verantwortlich.
Die alte Bergstadt musste zur damaligen Zeit wirklich sehr reich gewesen sein, denn mit dem Bau zeigte die Stadt ihren Stolz nach außen.
Gleich unterhalb des Rathauses steht die "Adler-Apotheke".
Auf den ersten Blick eigentlich nicht auffallend, doch wenn man genau hinschaut, fällt einem ein schwarzes Männchen auf, welches an der Ecke des Hauses auf einem Vorsprung
steht.
Es ist das "Schnupftabakmännel" und zu diesem gibt es eine ganz besondere Geschichte:
"Schneeberger Schnupftabak, in aller Welt bekannt!" riefen früher die Händler. Heute erinnert uns dieses Männchen an die vergangene Zeit. Ein Original
der Mann. Er ist eben im Begriff, sich eine Prise zu gönnen.
"Zum Sehen geboren, zum Staunen bestellt.
Dem Turme geschworen, gefällt mir die Welt."
"Ich blick in die Ferne, ich seh in der Näh,
den Mond und die Sterne, den Wald und das Reh."
"So seh ich in allen die ewige Zier,
und wie mir´s gefallen, gefall ich auch mir"
"Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehn,
es sei wie es wolle, es war doch so schön."
Ein Turmgedicht von Johann Wolfgang von Goethe.
Laut Kirchenarchiv schrieb er dieses Gedicht als er damals Schneeberg und Neustädtel besuchte und dabei den Kirchenturm von St. Wolfgang bestiegen
hatte.
Nun geht es wieder bergauf zum Bergmannsdom. Diesmal rechts den Markt entlang.
Nach der Adler-Apotheke komme ich auch am Laden von Matthias Och vorbei.
Schade er hat an dem Tag nicht offen. Ein schöner Laden voller toller Sachen. Es ist etwas länger her als ich einmal drinnen war. Hier finden sich kleine oder große Geschenke für jeden Anlass. Selbst der Bergbaufreund findet hier tolle Mineralien, Utensilien und Schnitzereien aus vergangener Zeit.
Treten Sie ein! In unsere Kreativwerkstatt alles rund ums Holz … schnitzen, feilen, drehen, sägen, malen und das alles ohne Anmeldung.
So steht es auf dem Flyer bei Holzbildhauer Lars Neubert am Markt 16.
Hier wird Holz zum Leben erweckt!
Lars Neubert entdeckte früh seine Leidenschaft für Holz. Mit 12 Jahren begann er sein Handwerk in der berühmten Neustädtler Schnitzschule, über welche ich auch bei meiner Wanderung durch den Ort berichtete. Nach der Schule erlernte er das Handwerk des Holzbildhauer. Er sammelte im Laufe der Jahre seine Erfahrungen und eröffnete 2001 seine erste Werkstatt damals am Kirchplatz und zog 2007 auf dem Markt um. Hier befindet sich sein Geschäft mit traditioneller und moderner Holzkunst.
In seinem Schaufenster stehen in liebevoller und detailreicher Arbeit typische Wald- und Erzgebirgsfiguren, Bergleute in ihrer Tracht, Krippenfiguren, Engel und Tiere. Auch Pyramiden und Sonderanfertigungen sind im Angebot.
Es ist wuchtig aber schlichte gebaut. Ich schreibe vom alten Stammhaus der Schnorrs.
Aus dieser großen Familie ging der bekannte Maler des 19. Jahrhunderts, Julius Schnorr von Carolsfeld, hervor.
Dieser wurde am 26. März 1794 in Leipzig geboren und starb am 24. Mai 1872 in Dresden. Seine bekanntesten Werke waren das Porträt der Frau Klara Bianka von Quandt mit Laute um 1820 und die Bilder zur Bibel in 240 Holzstichen illustriert.
Nun stehe ich unterhalb des Frauenmarktes. Besser gesagt, Ecke Obere Zobelgasse und Kirchgasse. Direkt an dieser Ecke, oberhalb des Schnorr-Hauses, steht das Bock-Haus.Im April 1945 wurde es beim Luftangriff zerstört und nach dem Krieg wieder originalgetreu aufgebaut.
Jetzt stehe ich auf dem Frauenmarkt. Ein kleiner Markt, gemütlich gestaltet. Der
Tourist findet hier nicht nur Bänke zum Verweilen und Genießen, nein er findet auch typisch Erzgebirge - unsere Volkskunst.
Zu einem das Lichterbogenparadies von Frank Bauer und auf der anderen Seite die "Alte Brotbank".
Die Obere Zobelgasse in Schneeberg - zum Entdecken und Staunen. Langsam laufe ich bergab in Richtung Mühlberg. Aber zuvor möchte ich Euch gerne das Sehenswerte dieser Gasse zeigen.
Dieser Verein hat eine sehr, sehr lange Tradition - mittlerweile 91 Jahre gibt es
ihn.Geleitet wird der Verein von Schnitzmeister Andreas Wolf und zählt
heute 15 Mitglieder.
Leider alle schon über 60. Das macht mich etwas traurig.
Aber es gibt auch etwas Positives.
Der große Stadtbrand 1719 brachte viel Unglück. Eine reiche Bautätigkeit sorgte
aber für den sofortigen Wiederaufbau. Es entstanden prachtvolle barocke Gebäude am Markt und am Fürstenplatz. Auch zu dieser Zeit entstand auf der Oberen Zobelgasse, gegenüber vom Zobel-Haus, das
sogenannte
"Borthenreuther-Haus".
Das Museum gilt mit seinen reichhaltigen Zeugnissen
erzgebirgischer Volkskultur zu den wichtigsten volkskundlichen Sammlungszentren Sachsens.
Es zeigt die westerzgebirgische Schnitzerei und Klöppelei der vergangenen Jahre.
Nachdem ich mich vom Museumsteam verabschiedet habe, gehe ich weiter der Oberen Zobelgasse bergab. Links von mir ist eine Metzgerei. Verlockend das Angebot an der Tafel, interessanter aber das Gebäude.
Ich habe in den letzten Beiträgen auch öfters etwas vom großen Stadtbrand geschrieben. Nun möchte ich etwas genauer auf das Thema eingehen.
Es war der 13. August 1719, kurz nach Mitternacht im Hause des Archidiakonus Johann Friedrich Schindler auf dem Kirchplatz:
Derzeit wird am Platz viel gebaut. Die alte Geitner Villa soll im neuen Glanz
erstrahlen.
Ein prachtvoller Bau.
Das Gebäude ist 1894 erbaut worden. Auffällig die vielen Verzierungen am gesamten Backsteinbau
Ich traute kaum meinen Augen als ich von der unteren Zobelgasse kommend zur Karlsbader Straße
ging.Da steht doch plötzlich eine chinesische
Pagode
in einem toll gepflegten Garten. Wie kommt denn diese Architektur ins
Erzgebirge???