Der alte Gasthof "Zur Post"

Ich mache nochmal kehrt in Richtung alte Post. Gegenüber stand vor kurzen noch ein bemerkenswertes Gebäude. Wenig ist von seiner Geschichte bekannt, aber erwähnenswert.

Am 01. Juli 1873 gründete der Neustädtler Schumacher Michael Kögel im Gasthof mit weiteren 16 Genossen eine Gruppe der sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

Im März 1903 gehörte der Gasthof Hermann Georgi. Dieser warb in den folgenden Jahren stets mit großer musikalischer Unterhaltung, Speisen und Getränken. 
Es gab täglich Konzerte. Musik ertönte aus dem Helios-Orchestrion, einem Leipziger Musikautomaten. Ja das war schon damals eine große Sache was die Leute hatten. 
Auch war ein Rönisch Konzert-Phonoliszt vorhanden, eine Art elektronisches Piano.

Ein großer Name in dieser Branche war die 
Ludwig Hupfeld AG aus Leipzig. 1902 brachte Hupfeld als Konkurrenz zu den Amerikanern ein Phonola als sogenanntes Kunstspielklavier heraus. Die Phonola wurde in Europa zum Synonym für ein selbstspielendes Klavier. 1904 folgte das Phonoliszt als elektrisches Klavier mit künstlicher Betonung für klassische Musik. Schneeberg konnte sich rühmen sowas von Hupfeld zu besitzen.

Hermann Georgi baute immer mehr und mehr in seinen Gasthof. 1911 besaß er schon eine Asphalt-Kegelbahn und ein französisches Billard.

1934 hatten Franz Kohlmann und seine Frau den Gasthof. Sie warben damals mit dem berühmten Spezial-Heckel-Bier und Pfirsich Bowle.

Doch in den folgenden Jahren verlor der Gasthof immer mehr und mehr Zuspruch. 1957 wurde ein Möbelladen darin eröffnet, 1980 ein Schuhladen. Ab dem Jahr 2000 hatte sogar eine Fahrschule ihren Sitz darin.

Mit dem Auszug der Fahrschule kam langsam das Ende des alten Gasthofes. Das Haus stand leer und verfiel immer mehr. Vor kurzen rollten die Bagger an und ebneten alles ein.
Heute ist von ihm nichts mehr übrig. Wo einst große berauschende Feste gefeiert und köstliche Speisen serviert wurden bleiben nur noch Erinnerungen und Bruchstücke der Geschichte zurück ...