33. St.Anna Kapelle

Hans von Volkmann ( 1860-1927 ), Illustrator und Landschaftsmaler aus Halle, schrieb darüber folgendes:

"Du schlichte Bergkapelle wie leuchtest du so helle
weit über Feld und Au.
Von dir fließt mild hernieder auf Menschen immer wieder
des Gottessegens reiner Tau."

Das Denkmal wurde 1830 auf den Grundmauern der verfallenen Kapelle St. Anna errichtet. 
Gut 300 Jahre zuvor im Jahre 1502 wurde hier die kleine katholische Kapelle St. Anna errichtet. Die heilige Anna war laut den apokryphen Schriften, 2. bis 6. Jahrhundert, die Mutter Marias und damit die Großmutter Jesu Christi. Heute ist sie Schutzpatronin von Florenz, Innsbruck, Neapel um nur ein paar Orte zu nennen. Sie steht für glückliche Ehe, Kindersegen, Geburt, Wiederauffinden verlorener Sachen und Regen. Auch gegen Schmerzen und Gewitter sollte sie schützen. Bergleute und Bergwerke veehrten sie.
Es war wohl im Spätherbst 1518. 
Kalt, Nebel und starker Wind beherrschte die Bergstadt an diesem Tage. Ein Student, Anhänger Luthers, übernachtete im Ort und verbreitete die neuesten Nachrichten aus Wittenberg. Er verlas das Gedicht über die "Wittenbergische Nachtigall". Die Nachrichten fielen hier auf fromme Böden. Der Bergmann war gläubisch. Deshalb erhielten viele Gruben biblische Namen, gab es eine Betstube. Die große geistliche Bewegung der Reformation hatte damals Neustädtel und Schneeberg mit ihrer Welle überschlagen. 
Hier kurz danach der 1. evangelische Gottesdienst im Westerzgebirge satt.
Aber mit den Jahren verfiel die Kapelle und geriet in Vergessenheit.

Zur 300 Jahrfeier der Augsburger Konfession im Jahre 1830 gestaltete die Knappschaft den Ort neu. Sie errichteten ein Denkmal mit folgenden Inschriften:
- Das Buch der Bibel, Gottes Wort
- Der Kelch symbolisiert das am Kreuz verflossene Blut Jesus und anderseits den von Gott und Mensch geschlossenen neuen Bund
- Der Ehrenkranz verdeutlicht den Siegeskranz für die standhaft gebliebenen Gläubigen
- MDCCCXXX für das Jahr 1830

Ein großer Bergaufzug wurde damals zur Weihung veranstaltet.
Der Knappschaftsvorsitzende schritt als Erster voran,
es folgten:
Bergschmiede,- zimmerleute,- maurer;
Bergkapelle und Bergsänger;
Zugkommandant und Kobaltinspektor zu Pferde;
8 Züge Häuer;
Knappschaftsältester mit Fahne und ein Zug Häuer;
zwei Vorsteher und ein weiterer Ältester mit Urkunde+Bleikapsel;
die Geistlichen und Vertreter beider Städte.
Begleitet von Glockengeläut und tausenden Zuschauern.
Mit dem Lied "Herr unser Gott, wir danken heut" wurde die Feier eröffnet.

Nach der Zeremonie und der Predigt ging der Marsch zurück in die Stadt. Und auch ich gehe weiter bergab, dem Ende des Bergbaulehrpfades so langsam entgegen.

Denkmal 1931, dahinter der Beust-Schacht
Denkmal 1931, dahinter der Beust-Schacht
St. Kapelle um 1518
St. Kapelle um 1518