17.Sehenswertes an der Schlema

Standort des Brigitter Tagschacht
Standort des Brigitter Tagschacht

Nun bin ich am Ende der Bergmannsgasse angelangt. Hier am Martin-Planer-Weg ist wohl der tiefste Punkt des Bergbaulehrpfades. Ich stehe gegenüber der Schlema an einem Haus, wo sich früher einmal der Brigitter Tagschacht befand.

Dieser war ein sehr alter Schacht. Geschichtlich ist mir über ihn wenig bekannt. 

Aber doch hat diese Grube im Schneeberger Revier etwas, was sie einzigartig macht.
Im Jahre 1790 wältigte man sie als Lichtloch wieder auf und überbaute sie mit einer hölzernen Kaue.
Eine Kaue ist ein Überbau über einen Stolleneingang, der von den Bergleuten auch als Umkleide- und Aufenthaltsmöglichkeit genutzt wurde. Solche Bauwerke findet man heute noch am St. Anna Stollen am Freudenstein in Zschorlau, in Halsbrücke oder Freiberg. 
Das was den Brigitter Schacht bekannt werden ließ, war der Einbau einer Fördertechnik, die einzig war im Schneeberger Revier - ein Handgöpel. 
Dieser wurde damals zuerst mit Muskelkraft betrieben. Aber um die Leistung zu steigern, wurde vermutlich das erste Mal das Prinzip des Wassertonnenaufzugs eingesetzt.

Was ist das genau? 
Ein Wassertonnenaufzug wird auch als Gichtaufzug bezeichnet. Das hat nichts mit der Krankheit zu tun, sondern ist eigentlich ein ganz einfaches Prinzip.
Der Aufzug ist eine Vorrichtung zum Fördern des Materials von der Hüttensohle bis zur Ofenmündung, die auch als Gicht bezeichnet wird. Das volle Fördergefäß wird auf einer geneigten Schienenbahn oder in Leitungen in vertikaler Richtung von einem Motor emporgezogen. Die Fördergefäße werden auf Blechkasten gestellt, die an den Enden über eine Scheibe des Drahseiles befestigt sind. Befindet sich der eine Blechkasten oben an der Gicht, und wird er aus einem Reservoir mit Wasser gefüllt, so sinkt er mit dem darauf befindlichen leeren Gefäß herab, während auf der andern Seite ein leerer Blechkasten nebst dem darauf stehenden gefüllten Fördergefäß emporgezogen wird. Am Boden angekommen, entleert sich durch Aufschlagen eines Ventils der Wasserkasten, während der obere leere Kasten mit Wasser gefüllt wird, worauf das angegebene Spiel von neuem beginnt.
Die hydraulischen Aufzüge bestehen aus einem eisernen Zylinder, in welchem ein Kolben durch daruntergepreßtes Wasser
gehoben wird, die Kolbenstange trägt eine Plattform mit vollem Fördergefäß. Sobald letzteres an der Gicht angekommen ist, wird es abgezogen, ein leeres Gefäß auf die Plattform gestellt und das Wasser unterhalb des Kolbens abgelassen, worauf derselbe zu sinken beginnt.

Entwickelt wurde diese Anlage von Kunstmeister Karl Gottfried Baldauf (1791-1811).
Er studierte einst in Freiberg und war Berggeschworener in Schneeberg. Dieser war auch Konstrukteur des Pferdegöpels in Johanngeorgenstadt.

Das mussten sich damals schon viele Leute angesehen haben, da war richtig was los. Heute aber stehe ich alleine am historischen Ort. Aber Gegenüber, am anderen Ufer der Schlema, besser gesagt an der Stiftstraße, da wartet bereits weiteres darauf von mir entdeckt zu werden „wink“-Emoticon