16.Wenn's Glöckl unaufhörlich lätt

 

Es ist noch gar nicht so lange her, da passierte hier an der FG Weißer Hirsch etwas, worüber Einwohner noch heute reden. Ich will es Euch mal kurz erzählen, was da an diesen schönen Sommertag geschehen ist:

Es ist wohl wie an jedem Wochentag vormittags, was da so auf der Kobaltt- und Karlsbader Straße los ist. Unaufhörlich großer Autoverkehr, Lärm und Bauarbeiten. Und zwischen den beiden Straßen die alte FG Weißer Hirsch. 
An dem Tag herrschte gerade im Raiffeisenmarkt rege Betriebsamkeit.

Plötzlich schlägt das Bergglöcklein an, einmal und noch mal und immer wieder fort. Es war das Glöcklein vom Treibehaus, hoch über dem Baumarkt auf dem Berg. Es läutete unaufhörlich. 
Fussgänger bleiben stehen, schauen hoch und wundern sich.
"Was war da los?"
"Ist es ein Notsignal oder der Berggeist der da witzelt?"
Mancher Passant geht weiter, mancher lächelt.
Zur Schicht kann das Glöckchen ja nicht läuten, die Signalglocke an der Fördermaschine kann es auch nicht sein, auch wenn manchmal Besucher einfahren. 
Auch ist weder Bergstreittag noch "Tag des offenen Denkmals"
In einer alten Niederschrift steht geschrieben:

"Im Türmchen die Bergglocke, die allen verkündete,
dass der Bergbaubetrieb ohne Störungen verlief.
Ursprünglich waren es zwei Glocken.
Die eine rief die Mannschaft zur Schicht
oder zeigte das Arbeitsende an,
während die andere in regelmässig kurzen
Zeitabständen die sichere Wasserhaltung 
in der Grube meldete"

All das kann hier nicht sein. Was war mit der Glocke los??
Die Einwohner von Neustädtel waren aufgeregt.
Diskussionen entstanden und Vermutungen angestellt.
Kurze Zeit später war der Spuk vorbei. 
Und es war weder ein technischer Defekt noch der Berggeist.
Nein, es war etwas was keiner vermutete.

Das Glöckchen wurde an dem Tag für TV- und Tonaufnahmen in Bewegung gesetzt. Ein Kameramann vom "Kabel-Journal" filmte im Treibehaus die alte Mechanik, die Glockenaufhängung und das Bergglöcklein. 
Die Sendereihe " Von Bergleuten, einer alten Bergbaulandschaft und bergmännischen Traditionen" machte damals halt an der FG Weißer Hirsch. Mit kühner Gewandheit und Perfektion hatte der Kameramann das Glöcklein ins rechte Fernsehlicht gerückt.

Ja und so wunderte man sich damals, im schönen alten Neustädtel. Niemand konnte es ahnen was da los war. Aber wenn wir uns einmal in frühere Zeiten versetzen, ohne Fahrzeuge, sondern nur Wagengespanne mit Silber die Straßen beherrschten, wie lieblich schön muss es gewesen sein, wenn das Glöcklein vom Berge läutete - eben ein Stück erzgebirgische Tradition.

Glück Auf