Das Gespenst als Gans

Nach meinem Besuch im Hobbybergwerk von Hans-Jürgen Brecheis ging ich weiter bergab. Ich begab mich auf die Suche nach einer alten Sage. Lange suchte ich den Ort vergeblich, bis mir ein Heimatforscher den richtigen Tipp gab. Am Ort angekommen hat sich heute einiges verändert, aber damals muss das so gewesen sein...

Als ein Neustädtler Bergmann einmal von der Schicht nach Hause ging - er wohnte in der "Ziegngaß" - sah er in der Nähe des Auerswald-Hauses, Kuhtrifft genannt, unter einer kleinen Brücke, die über den Graben ging, ein schönes weißes Gänschen liegen. 

Er war der Meinung, dass dieses Gänschen beim Eintreiben vergessen wurde, und da er auch gerne einmal Gänsebraten aß, nahm er das zahme Tierchen unter seinen Arm und trug es mit nach Hause. In seiner Stube steckte er es unter den Ofen, dann zündete er die Petroleumlampe an.
Wie groß war sein Schreck, als er jetzt beim Schein der Lampe eine große weiße Gestalt mit feurigen Augen hinter dem Ofen sah. 
"Schaff mich sofort hin, wo Du mich hergebracht hast oder ich dreh Dir das Genick um" fauchte ihn dieses Gespenst an.
Dem guten Bergmann standen die Haare zu Berge, und der Angstschweiß stand ihm auf der Stirne. Wohl oder übel musste er sich entschließen, diese Gestalt wieder fortzuschaffen. Als das Gespenst merkte, dass er es wegbringen wollte, schrumpfte es sofort zusammen und hinter dem Ofen lag wieder das Gänschen. 
Der Bergmann lief zurück an die Brücke und legte die Gans unter dieselbe. Kaum hatte er sie hingelegt, als sie auch schon verschwunden war. 
Der ehemals lustige Bergmann, der keinen Spaß verdarb, wurde ein ernster und in sich gekehrter Mann. Er wurde von Tag zu Tag hinfälliger, und kurze Zeit nach jenem Abend starb er.

War es wohl der Berggeist der ihm solche Angst machte? Keiner weiß es. Der Ort der Sage ist die heutige Filzteichstraße, abgehend von der Karlsbader Straße berghoch. Ganz in der Nähe steht heute noch das Huthaus der Fundgrube Rappold. Ich lief die Straße ab, fand aber keine kleine Brücke und auch kein weißes Gänschen. Ein Stück weiter bergab der Karlsbader Straße fand ich aber meine nächsten Ziele, aber dazu später mehr :-)

FG Rappold
FG Rappold