Neustädtel und seine frühere Blütezeit

Ein kurzes Stück bergab, nach der Löwen Apotheke, findet Ihr den Beweis, dass die alte Bergstadt Neustädtel damals eine wirkliche kulturelle und wirtschaftliche Blüte war - denn hier befand sich einst die älteste Druckerei im Westerzgebirge. 

Leider war es mir unmöglich dieses Gebäude zu fotografieren, aber Ihr findet es kurz nach der Apotheke, erkennbar an der roten Tafel am Haus. 
Die damaligen Einwohner waren sehr stolz auf diese Druckerei, ihr Inhaber war Nicolaus Strauß. 
Sein Vater war einst Pfarrer, sein Bruder Stadtrichter in der Bergstadt. In den Jahren des 30jährigen Krieges (1618-1648) wurde im Jahr 1635 die Druckerei zerstört. 
Der heutige Garten ist noch von einer Bruchsteinmauer aus dieser Zeit umgeben.

Doch in Neustädtel war nicht nur Bergbau aktiv - nein auch Landwirtschaft, so wie es mir das schöne "Walter-Gut" sagt, da an der Ecke Lindenauer-/August-Bebel-Straße, gleich neben der Karlsbader. 
Früher hieß es ja nicht Neustädtel, sondern Scheibe. Davon berichtete ich ganz am Anfang, als ich vom Gleesberg aus nach Neustädtel kam. 
Die Bauern hatten es damals wirklich nicht einfach. Der Bergbau vernichtete immer wieder ihre Felder. Ein Satz aus dem Jahre 1545 lautete:
" Die Bauern führen ein gar schlechtes Leben. Sie ernten wenig. Ihre Speise ist schwarzes Roggenbrot und Haferbrei. Wasser und Milch ihr alleiniger Trank."
Trotz des Bergbaus konnten die Bauern nie verdrängt werden. 
Hier das "Walter-Gut" zeugt davon. Das Besondere ist das Umgebinde mit seinen Balken, Blockhaus und Fachwerk in einer interessanten Verbindung. Etwas Besonderes im Erzgebirge.
Erbaut im Jahre 1683, so zeugt die Fahne auf dem Dach. Erbauer soll ein Bergzimmermann gewesen sein.

Doch komme ich zum Schluß an die Kreuzung Karlsbader-/ Kobaltstraße. Hier steht ein Gebäude was wohl eher weniger auffällt. Doch wenn man genau hinschaut, fällt einem die gegliederte Fassade auf. Es ist das alte Geschäftshaus der Familie Dietzmann. Beeindruckend auch die beiden vollplastischen Figuren Justitia und Merkur. Früher im Haus waren eine sächsisch-böhmische Tuchgroßhandlung, das ehemalige Bankhaus Schürer und diverse Verkaufsläden ansässig.

Ja und von hier aus habe ich es nicht mehr weit bis zum Zug, der auf mich wartet. Doch zuvor möchte ich gerne noch einen Beitrag den Personen widmen, die heute noch in Neustädtel unvergessen sind ...

Walter-Gut von W.Kempf
Walter-Gut von W.Kempf
Walter-Gut 2016
Walter-Gut 2016
Geschäftshaus Dietzmann
Geschäftshaus Dietzmann