Schnitzerheim "Gustav Rössel"

Nun stehe ich vor dem kleinen Häuschen, Ecke Karlsbader-/ Marienstraße. Das heutige Schnitzerheim "Gustav Rössel".Die Gründung dieser Schule ging auf Initiativen von privaten Leuten hervor. Besonders engagiert hatte sich Marie Friederike Clara Richter, die Frau des damaligen Bürgermeisters. 

Im Jahre 1920 erfolgte die Genehmigung zur Gründung der Schnitzschule, mit der Auflage, dass sie den Namen 
"Städtische Schnitzschule zu Neustädtel" tragen solle. 
Um aber genügend Kinder für das Schnitzen zu gewinnen, schalteten die Macher eine Anzeige:
„Schnitzunterricht unter Leitung eines Fachmannes für Kinder von 8 bis 13 Jahren.“
Die Anworten darauf waren enorm. Allein 120 Bewerbungen gingen ein, nur 45 Kinder hatten das Glück angenommen zu werden.
Der Unterricht fand am Anfang in den Räumlichkeiten der Bürgermeisterfamilie Richter statt, bevor es in Räumen der alten Pestalozzi Schule ging. Seit Mitte der 50er Jahre findet der Unterricht im Schnitzerheim "Gustav Rössel" statt. 
Und so vergingen die Jahre, in denen zahlreiche Schnitzmeister wie Albin Wutzler, Gustav Rössel, Martin Morgenroth und Paul Nestler den Kindern ihr Können vermittelten. 
Viele damalige Schüler hatten Talent zum Meister verdienen heute als Schnitzer ihren Lebensunterhalt.

Doch wer war eigentlich Gustav Rössel, nach dessen Namen das Heim benannt ist? Ich will ihn einmal kurz vorstellen. 
Rössel, geboren am 16. August 1877 in Neustädtel als Sohn eines Fabrikarbeiters. Sein Vater starb früh, worauf er und seine Geschwister schon zeitig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen mussten. Er arbeitet nach der Schule in der Landwirtschaft und in einer Holzdrechselwerkstatt. Dabei entdeckte er seine Liebe zum Holz, worauf er in die Lehre als Holzdrechsler ging. Nach Beendigung seiner Lehre ging er auf Wanderschaft. 
1900 gründete er seine eigene Familie, aus denen 6 Kinder hervorgingen. Er war in einer Auer Metallwarenfabrik angestellt, aber um seinen Unterhalt aufzubessern, schnitze er nebenbei. Auch war Gustav Rössel politisch bestrebt und Mitglied der SPD.
1909 trat er dem Schnitzverein "Glück Auf" bei.
35 Jahre war er Mitglied, 24 Jahre davon Vorsitzender. 
1937 erhielt er den sächsischen Staatspreis der Volkskunst.
Am 25. Juni 1943 starb er in Neustädtel.

Heute leitet Schnitzmeister Walter Pflugbeil die Schule. 
Der Verein zählt heute ca. 35 Mitglieder.
Interessierte Kinder ab einem Mindestalter von 9 Jahren können sich im Schnitzerheim melden. Ist ein freier Platz vorhanden, so kann für 6 € im Monat dem Kind ein kreativs und vorallem sinnvolles Hobby geboten werden.

 

Ich bin erstaunt was Kinder hier so schnitzen, Figuren vom Bergmann bis zum Jäger, und etwas kreatives, was ich bisher noch nie gesehen habe und mich echt zum staunen brachte. Aber zum Schutz der Arbeit verrate ich nicht um was es sich handelt. Ich verrate nur soviel, dass mein Weg von hier weiter bergab der Karlsbader Straße geht, auf der Suche nach geheimnisvollen und sehenswerten Sachen :-)