Der Gleesberg

Das Schlematal liegt nun hinter mir. Mein Weg geht bergauf zu meinem neuen Ziel. In den Händen halte ich eine alte Karte aus den Jahren 1925 und 1932. So sah es wohl damals aus, da oben auf dem Gipfel des Gleesberges.

Er ist der markante Vorberg des Erzgebirges. Auch wird er der "Hausberg" von Schneeberg genannt. Die Höhe des Berges schwankt so an die 600 m. Es werden Zahlen von 593 und 602 m geschrieben. Beeindruckend ist seine Form. Aus böhmischer Seite her kommend, ist es dem Wanderer, als würde er auf eine steile Felswand zugehen. Ganz anders von der sächsischen Seite. Der Nordhang ist abgeflacht. Sein Gipfel geologisch gelegen, grenzt am Rande des Eibenstocker Granitgebietes. 
Dessen relativ weicher verwitterbarer Granit ist bis kurz vor seiner Kontaktzone mit dem Schlemaer Granitgebiet noch mit Schiefer bedeckt, der als wesentlich härteres Gestein den darunterliegenden Granit vor der Verrwitterung schützt und so den Berg erhalten half. Besonders aber nach Norden und Osten war der Granit von Schiefer nicht mehr geschützt. Hier war es Sand was häufig vorkam, der später in Gruben abgebaut wurde. Auch ein großer Steinbruch wurde hier geschaffen und Granit zB. für den Straßenbau abgebaut. Durch diesen Steinbruch wurde eine tiefe Wunde in den Nordhang geschlagen. Noch heute prägt er das Landschaftsbild. Eine Mülldeponie wurde davor angelegt. Östlich vom Steinbruch findet man noch die Reste der alten Aufbereitungsanlage für Grubenwässer, die in den Jahren des Wismutbergbaues in das Trinkwassenetz eingespeist wurden. Anfang der 90er Jahre wurde diese stillgelegt.

Gegenüber verläuft die sogenannte Störungszone, über die ich schon im Beitrag vom " Roten Kamm" Bad Schlema berichtete.
Für Geologen und interessierte Gesteinssammler ist dieser Ort hier bestimmt eine interessante Sache. Ich will mich hier auch nicht weiter aufhalten, sondern einfach weiter in Richtung Gipfel wandern. Denn ich will ja wissen was sich seit dem Jahr
1925 bis heute veränderte. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag :-)

DER GLEESBERG - Teil 2

Als ich am Gipfel angekommen bin, zeigte sich das Wetter nicht gerade von der schönsten Seite. Es war ein stürmischer Wintertag, Leider hatte auch die Gaststätte geschlossen, aus Renovierungsgründen. Sehr schade, da ich ja unbedingt einmal den Köhlerturm besteigen wollte.

Der 25 m hohe Turm wurde 1898 vom Neustädtler Erzgebirgszweigverein erbaut. 
Im Jahre 1989 wurde er mit einer gläsernen Turmkanzel erweitert.
In ihm befindet sich ein sehenswertes Museum mit vielen heimatlichen Informationen. Seinen Namen hat er nach dem Gründer des Erzgebirgsvereins: 
Dr. Johann August Ernst Köhler

Köhler wurde am 05. August 1829 im heutigen Bautzen geboren.
Er trat mit 17 Jahren in das Landständische Bautzener Lehrerseminar ein. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wurde er durch Stipendien unterstützt. Seine Vorlieben waren Heimatkunde und Naturwissenschaften. Von 1853 bis 1858 war er an der Bürgerschule seiner Heimatstadt Bautzen tätig. 
1858 wurde er als Lehrer für Naturwissenschaften und Mathematik an die Realschule mit Progymnasium in Reichenbach im Vogtland berufen. 
Bereits im folgenden Jahr gründete er den Vogtländischen Verein für allgemeine und spezielle Naturkunde zu Reichenbach und Umgegend und reichte an der Universität Leipzig eine petroglyphische Arbeit über das sächsische Vogtland als Dissertationsschrift ein. In der Folge entwickelte er vielfältige Aktivitäten zur aktiven Förderung des Tourismus im Vogtland und Erzgebirge, wobei er eine wissenschaftliche und schriftstellerische Tätigkeit als seine Hauptaufgabe ansah. Er sammelte und veröffentlichte volkskundliche Schriften wie Volksbrauch, Aberglaube, Sagen und andere alten Überlieferungen im Vogtland und wurde somit Begründer der modernen Vogtlandkunde.
1873 wurde er als Oberlehrer an das Schneeberger Lehrerseminar berufen. Auf ihm hin erfolgte 1878 die Gründung des Erzgebirgsvereins, dessen Vorsitzender er wurde. Besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau von Aussichtstürmen und Unterkunftsstätten auf erzgebirgischen Bergen sowie um die Erschließung von Wanderwegen. 
1899 legte er den Vorsitz des Erzgebirgsvereins nieder. 
Er blieb seinem Verein jedoch als Ehrenvorsitzender weiter treu. 1903 verstarb Köhler und fand seine letzte Ruhe in Schneeberg.

Einiges hatte sich schon seit den Jahren geändert. Früher war dies ja ein hölzerner Turm. 
Schade das die Gaststätte geschlossen ist, ich hätte gerne mehr erfahren. 
Leider wurde das Wetter an dem Tag auch schlimmer, so dass ich meine Erkundungstour abbrechen musste. Aber am nächsten Tag war ich wieder hier, denn rund um den Gleesberg verläuft ein wunderschöner aussichtsreicher Wanderweg, den ich Euch im nächsten Beitrag vorstellen werde :-)

Wer gerne den Gleesberg besuchen möchte, der sollte lieber einen sonnigen Tag wählen.
Adresse:
Gaststätte Gleesberg mit Köhlerturm
Gleesbergstr. 42, 08289 Schneeberg

 

Leider ist der Weg dahin mit dem Auto an Wintertagen problematisch. Gerade für ältere oder gehbehinderte Menschen ist die Zufahrt bei Schnee problematisch. Die letzten Meter zum Gipfel führen auf einen steilen Waldweg hoch. Unmöglich diesen an Schneetagen zu bewältigen. Deshalb sollte man sein Auto besser einige Meter unterhalb an dem Holzplatz abstellen und den restlichen Weg zu Fuss gehen.

RUNDWANDERUNG UM DEN GLEESBERG

Auf dem Gleesberg stehen nicht nur eine Gaststätte und der Köhler-Turm, nein er hat auch noch einen anderen Reiz - einen wunderschönen aussichtsreichen Wanderweg.
In den Wanderkarten als TK 12 gezeichnet, führt er Euch auf Wegen entlang, die bei schönsten Wetter herrliche Ausblicke auf Aue-Neudörfel, Zschorlau und den weiteren Erhebungen des Erzgebirges bietet. Folgt den Wegweisern mit den roten Markierungen TK 12. Als Startpunkt empfehle ich Euch den Parkplatz am Friedhof Oberschlema in der Schulstraße. Geht von da links den Pfad entlang. Ihr kommt oberhalb der Peuchel-Güter raus, auch genannt die "Alm des Arzgebirgs". Geht rechts und folgt den Wegen Am Gleesberg, Neudörfler Weg, Friedrich-Engels-Straße, Anton-Günther-Straße und Gleesbergstraße. Im Wald beim Holzplatz geht Ihr links in den schmalen Pfad, der Euch bergab zum Forsthaus führt. Weiter die Straße hinab und Ihr kommt wieder am Parkplatz in Oberschlema an. Der Wanderweg ist ca. 7km lang.

Rund um den Gleesberg wurde im späten Mittelalter Bergbau betrieben. Der Berg selbst war eher taub, so sagten einst die Bergleute. Es gab einige Schürfgruben, drei an der Zahl die namentlich genannt wurden. Reiche Ausbeute brachten diese nie. Es gibt aber Sagen und Mythen die anders berichten. 
Und genau diesen Sagen, bin ich im nächsten Beitrag auf der Spur ;-)

DAS KUPFERMÄNNLEIN VOM GLEESBERG

Der Gleesberg ist reich an Sagen und Mythen, auch in den letzten Jahren und Jahrhunderten hat er einiges erlebt. Eine solche Sage handelt von dem Kupfermännlein an der Köhlerquelle.

Ein Handwerksgeselle, der zum Gleesberg hinauf wollte, sah an einer Quelle, die aus dem Berge kam etwas Lebendiges. Es war ein kleines Männlein mit leuchtenden Augen und kupferroten Haar. Der Geselle traute seinen Augen kaum, als es sich ihm in den Weg stellte und energisch forderte, seine Schätze im Berg nicht anzurühren. 
" Es soll Dein Schaden nicht sein" sagte das Männlein noch dazu, dann war der Kobold im dichten Blättergewirr der Sträucher verschwunden. 
Nun erst recht aufmerksam und neugierig geworden, begann der Geselle am nächsten Morgen nach den Schätzen zu graben.
Er fand auch einen Gang mit Kupfererz. Es entstand eine kleine Kupferzeche und eine Handvoll Bergknappen brachen und schürften das Gestein. Due Ausbeute war gering, die Fundstätte nicht ergiebig und kurze Zeit später wurde der Bergbau am Gleesberg wieder eingestellt. Die Warnung des Männchens hätte der Geselle wohl lieber nicht in den Wind schlagen sollen. 
Nun verlor er seinen Besitz und eine Menge Gulden dazu, die für Gezähe, Holz und Zahlungen umsonst ausgegeben worden waren. Das Glück im Berg tut sich nicht auf, wenn man es erzwingen will!

Kurze Zeit später ertönte am Hirnschädel das Bergkgeschrey umso lauter.

Wenn heute Wanderer an der "Köhlerquelle" vorbeikommen, erzählen die Erwachsenen die Geschichte vom Kupfermännlein und die Kinder wühlen im Herbstlaub herum, so als ob sie den Kobold aufspüren wollten. Manche hielten schon ein Eichhörnchen für das seltsame Wesen.
Der Geselle übrigens soll später, so erzählt man sich, durch eine freilaufende Haspel verletzt worden sein.

Mir hat sich das Kupfermännchen nicht gezeigt. Es lag wohl an dem kalten nassen Wetter oder weil es sich mir nicht zeigen wollte, wer weiss. 
Mein Weg geht aber von hier weiter bergauf zum Südhang, ans Ufer des Zschorlaubaches. Denn hier soll es eine weitere Sage gegeben haben. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag :-)

DER SAGENREICHE SÜDHANG DES GLEESBERGES

Hier am Südhang vom Gleesberg direkt am Zschorlaubach soll sich einiges zugetragen haben. Doch zuvor trug sich folgende Geschichte zu:
Ein Mann wollte auf dem Gleesberg nach Silber suchen. Er nannte seinen Schurftrichter "Fruchtbare Sara". Doch es fanden sich keine Geldgeber, selbst sein Schwager lehnte ab. Seine Begründung: Sara sei nach der Bibel erst im 90. Lebensjahr fruchtbar geworden. Der Mann wollte nicht solange warten und ließ von seinem Vorhaben ab.

Aber es wurde doch Silber gefunden und zwar genau hier wo ich stehe, oberhalb des Zschorlaubaches an einem Felsen, den man Freudenstein nennt. Da soll sich folgende Sage ereignet haben:
Es soll um 1500 gewesen sein. Hier soll die Magd Anna am steilen Waldhang mit einer Sichel Gras gemäht haben. Dabei hieb sie einen Silbererzzahn ab, der aus dem Erdreich ragte. Das löste große Freude aus. Von da an nannte man den steilen Waldhang "Freudenstein" und den angelegten Stollen "Annastollen". 
Doch eine andere Sage überspiegelt diese Geschichte. Da heißt es, eine Kuh habe Erzgestein aus dem Erdreich getreten und die Hirtin Anna es gefunden.

Die Bergleute standen seit den Ereignissen vor einem Rätsel.
"Wo ist das Silber über den Haspel gewachsen?"
Einige von Euch können sicher mit dieser Frage nichts anfangen. Damit ist gemeint, an welcher Stelle türmt sich das Silbergestein durch den Felshang höher auf als der Haspel, dem Fördergerät.
Und die richtige Antwort lautete:
" Auf St. Anna am Freudenstein "

Hier um den Freudenstein liegt der Hauersteig. Folgt man ihm, lernt man die Bergbau-Geschichte am Zschorlaubach besser kennen. An diese Stelle komm ich wieder zurück, wenn ich im kommenden Jahr meine Wanderung von Zschorlau nach Aue beginne. 
Doch zunächst liegt mein nächstes Ziel auf der anderen Seite vom Gleesberg, ein Aussichtspunkt zu einer Stadt, die ich Euch in den nächsten Monaten ausführlich vorstellen werde :-)

DER NORDOSTHANG VOM GLEESBERG

Wie ich schon im letzten Beitrag schrieb, versetzte ich mich in die damalige Zeit zurück. Doch ein Knall weckte mich, Flieger am Himmel. Ich renne in den Wald.
Ein herrlicher Wald, voller Buchen und Lärchen.
Nebel umschlingt jeden Baum.
Doch was wollen die Flieger hier und warum die Granaten?
Unterhalb der Gleesbergstraße finde ich die Auflösung.

Hier steht das Altenpflegeheim "Gut Gleesberg". Wie schon der Name sagt, war es damals in früheren Jahren ein Bauerngut. Es gehörte dem Schneeberger Bergmeister, darum erhielt es auch den Namen "Bergmeistergut". Zu dem Gut gehörte ein reicher Waldbestand, der sich bis Neustädtel hinauf zog. 
Im Juli 1889 kaufte es der bekannte Leipziger Pharmazeut Dr. Carl Emil Wilmar Schwabe. Aus dem Gut machte er eine Heil- und Genesungsstätte der Ortskrankenkasse Leipzig. 
Im 2. Weltkrieg wurde es die Heimat von Bürgern aus zerbombten norddeutschen Hafenstädten. Im letzten Kriegsjahr, als die Front näher rückte, wurde daraus ein Lazarett. Trotz eines deutlichen Roten Kreuzes auf dem Dach wurde es Mitte April 1945 zum Ziel amerikanischer Bomber und Tiefflieger. Die US-Artillerie rückte aus Richtung Kirchberg heran und bombadierte das Gut. Viele Bürger suchten Schutz in den Kellern. Der damalige Heimleiter Johannes Weihrauch griff rechtzeitig ein und verhinderte schlimmeres. Doch der Wald geriet in Brand. Mutige Bürger konnten diesen löschen. 
Die Schäden wurden behoben und bot von da an Bergarbeitern ein neues Zuhause.
Heute ist es ein modernes Altenheim.
Noch heute lassen sich Spuren von dem Angriff im Wald finden.

Etwas weiter oben, mitten im Walde steht so eine alte Steinschüssel im Wald - ein Griebenherd. Ein Beweisstück mittelalterlicher Waldwirtschaft am Gleesberg.
Doch was genau war das?
Man nennt sie auch Pechsteine. Sie dienten damals zur Gewinnung von Pech, was man aus vielen Nadelbaumästen gewinnen konnte. Die Äste wurden Lagerfeuerartig auf dem Stein aufgeschichtet und mit Erde und Grasstücken abgedeckt. Dies wurde einen Tag lang befeuert. Wegen dem Mangel an Sauerstoff gab das Holz dabei Pech ab. Das Pech wurde in kleinen Rinnen, die im Griebenherd gemeiselt sind, in einen Behälter geleitet. Genutzt wurde es als Salbe oder Schmiermittel.
Heutzutage findet man noch einige solche Pechsteine oder Griebenherde zb. hier am Gleesberg oder in Franken.

Mit diesen Beitrag endet meine Wanderung um den Gleesberg. 
Jetzt heißt es erstmal ausruhen und Kraft sammeln, für meine nächste große Wanderung, die an einem Wasser in Wolfgangsmaßen beginnt. 

 

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