Mühlberg Runde

Ich traute kaum meinen Augen als ich von der unteren Zobelgasse kommend zur Karlsbader Straße ging.Da steht doch plötzlich eine chinesische Pagode 
in einem toll gepflegten Garten. Wie kommt denn diese Architektur ins Erzgebirge???

Es waren die Jahre 1771/72, Jahre geprägt von Hunger und Elend. 
In dieser Zeit ließ der Handelsherr Christian Heinrich Richter einen alten Schacht zu einem Garten umgestalten. Diese Umgestaltung brachte den Einwohnern und Arbeitern Lohn und Brot. Es heißt, gute 30000 Taler soll das dem Handelsherren gekostet haben. 
Die größte Attraktion im Garten ist die im Chinastil gebaute Pagode. 
Der chinesische Baustil war in der Zeit recht in Mode gekommen.

1850 erwarb der Steiger Sieber den Garten und richtete eine Gärtnerei ein. 
Die leicht geschwungenen Dächer des zweistöckigen Bauwerkes und die plastisch wirkenden geometrischen Ornamente geben den Anblick erst recht eine feine Note. 
Auch als Teehaus wurde die Pagode genutzt. 
1980 aufwendig saniert diente sie auch als Versammlungsraum einer freikirchlichen Gemeinde. 
Heute wie schon seit Jahren steht sie unter Denkmalschutz.
Der Garten wird noch heute sehr gepflegt.

Über den Bau der Pagode gibt eine Geschichte. Ich möchte sie Euch kurz im nächsten Beitrag beschreiben.

Bis dahin Allen ein schönes und sonniges Wochenende!

Glück Auf!

Die geheimnisvolle Nadelbüchse

Das chinesische Tempelchen, von dem ich im letzten Beitrag schrieb hat eine gewisse Vorgeschichte. Ich möchte sie Euch in kurzen Sätzen beschreiben.
Die Geschichte wurde von Kurt Arnold Findeisen niedergeschrieben:

"Das chinesische Tempelchen war eine aus Elfenbein gefertigte Dekobüchse. Es bestand aus drei Stockwerken, an deren Dachvorsprüngen kleine, winzige Glöckchen hingen. Sie klingelten nicht, sondern baumelten allerliebst. Das obere Dach ließ sich abnehmen und es erwies sich als Nadelbüchse. Diese Büchse war hundert Jahre alt und ziert nun eine Fensterbank bei meiner Mutter. Sie stammte einst von meiner Urgroßmutter. Das Büchslein ist heute verschwunden, vermutlich bei der Haushaltsauflösung nach dem Tod meiner Mutter abhanden gekommen. Aber diese Büchse hatte ihre Geschichte.
Diese Büchse war einst im Besitz von Anna Benigna Richter, die Frau des reichen Berg- und Handelsherren Christian Heinrich Richter. Dieser hatte diese Büchse von einer seiner vielen Reisen ihr als Geschenk mitgebracht.
Zu der Zeit herrschte im Gebirge eine schlimme Hungerzeit. Anna B. Richter hatte ein Herz für die Mütter und deren Kindern und den vielen Waisen. Viele Eltern verstarben an der Hungersnot und Anna Richter bot den vielen Waisen ihre Hilfe an. Sie nähte Tag und Nacht Windeln, Hemdchen und Kleider für die Kinder. Ihr Mann sah das gar nicht gern. Er schimpfte, zankte und drohte ihr. Schließlich nahm er ihr das Nadelbüchslein ab und schloß es weg. Anna Richter machte aber weiter, besorgte sich neue Nadeln und nähte heimlich nachts weitere Kleidung. Sie setzte ihre ganze Kraft ein, wurde krank und starb. Ihr Tod brachte großes Leid, aber öffnete ihren Mann die Augen. Er setzte das Werk seiner Frau fort - doch auf eine andere Art. Sie wünschte sich einen Garten auf seinen Zechen. Christian Richter erfüllte diesen Wunsch. Er ließ Männer, Frauen und Kinder den gewünschten Garten bauen und belohnte seine Arbeitskräfte reichlich. Als er eines Abends an seinem Schreibkontor hockte, fiel ihm auf, dass das eine Fach mit seinen Geldrollen und Wertpapieren ziemlich gelichtet war. Doch im Seitenfach sah er etwas woran er lange nicht mehr dachte - das Tempelchen oder die Nadelbüchse seiner Frau. Und da kam ihm die Idee in der Mitte des Gartens diesen Tempel zu bauen. Und seine Arbeitskräfte bauten es ihm und seitdem steht es da an der viel befahrenen Karlsbader Straße.

Ja so war wohl die Geschichte um den Nachbau des kleinen Tempelchen. Doch wo könnte das Original sein? Verschollen? Vergraben irgendwo unter dem heutigen Schneeberg? Wurde es zerstört, steht es wo in einem Museum? Oder ruht es friedlich auf einem Dachboden der Stadt? Wer weiß ...

Auf dem Mühlberg

Ich ging damals weiter der Karlsbader Straße aufwärts zur Forststraße. Gewaltig wirkt das Huthaus der FG "Weißer Hirsch" wenn man nach links oben schaut. Ein kurzes Stück der Forststraße entlang bog ich in den Klingelsporn ein.Mein Ziel war der Mühlberg ganz oben, um von da die herrliche Aussicht zu genießen. 

 Hier am Weg entlang stehen wunderschöne Eigenheime. Auffallend, dass einige den Bergbau in Bildern oder Paraden an ihren Häusern wiedergeben. Maler und Bergbauexperte Peter Günther war also auch hier zugange. Seine Handschrift fällt sofort auf.

Der Mühlberg ist 520 m hoch und ist einer der drei Wappenberge der Stadt Schneeberg.
Mühlberg war einst ein eigenes kleines Dorf, stand aber stets im Schatten von Schneeberg und Neustädtel.
1612 standen allein nur sieben Häuser auf ihn. Diese kleine, sogenannte Streusiedlung gehörte aber damals noch dem Rittergut Niederschlema. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte gehörte er verschiedenen Ämtern, mal zu Schwarzenberg, mal zu Kirchberg und zu Zwickau. Erst 1856 war das Gerichtsamt Schneeberg für den Mühlberg verantwortlich. Zu der Zeit wohnten knapp 350 Leute auf dem kleinen Berg. 
Die Siedlung war arm und wurde 1863 zu Neustädtel eingemeindet. 
Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde Neustädtel und sein Mühlberg zu Schneeberg eingemeindet.

Auf dem Berg herrschte auch Bergbau. Eine bekannte Fundgrube ist der "Schrotschacht". Diese und andere Gruben wie " Weißer Hirsch", "Beustschacht" und "Ritterschacht" waren auch nach Kriegsende noch aktiv. Im Mai 1946 erhielten Privatbetriebe den Auftrag, in den Gruben nach Uranerzen zu suchen. So wurden einige alte Gruben neu eröffnet. Aber wie wir wissen, war der Uranfund in Schneeberg eher bescheiden.

Beim Weitergehen fiel mir aber der Name eines Mannes ein, dem auf dem Mühlberg auch eine Grube gewidmet war und diese Grube hat noch heute ihre eigene Sage. Mehr dazu beim nächsten Mal ;-)

Sebastian Römer und seine Zeche

Wer es nicht weiß, der alte Mühlberg hatte einst viele Fundgruben. 
Der Schrotschacht, Gabe Gottes, Klingelsporn und die Römerzeche waren nur einige.
Gerade die Römerzeche war eine besondere. Denn auf sie liegt noch eine alte Sage.

Es war 1478 als der Bergbau auf dem Mühlberg seinen Anfang nahm. Ein ganz gewisser Stollen barg reiches Erz zu Tage. Zu dieser Zeit tauchte Sebastian Römer mit seinen Leuten auf, beanspruchte die Grube für sich und nannte sie die Römerzeche. Zur damaligen Zeit galt in dieser Zeche ein Kux an die 1200-1400 Gulden. Als Römer fälschlich geschworen hatte, dass dieser Gang ihm gehöre, sei das Erz auf dieser Zeche plötzlich zu Kohle geworden. So erging es auch zwölf anderen Gruben. Das Erz war verschwunden. Gleich beim Schwur aber vor dem Obergericht in Zwickau ist das Gewölbe von selbst aufgerissen, und das Glöcklein, womit man die Diener herbeizurufen pflegt, habe von selbst geklungen.
Daher pflegte Herzog Georg zu sagen:
"Der Klößberg ein tauber Berg, der Mühlberg ein verschworener Berg, sehet mir auf den Schickenberg!"

Wer war Sebastian Römer? 
Meine Nachforschung ergab das er einst Sebastian Romner hieß, in Krems an der Donau geboren wurde und in Böhmen lebte, bevor es ihn nach Zwickau zog. Damals bei meinen Beiträgen über Bad Schlema berichtete ich schon mal über ihn. Denn über den Herrn Romner oder Römer gibt es auch noch eine ganze besondere Geschichte...erinnert Euch an den Roten Kamm beim Zechenhaus in Bad Schlema ;-)

Aber ich muss nun weiter und genieße abwärts zum Hotel die schöne Landschaft :-)

Dem Mühlberg abwärts

Nun bin ich am Berghotel Steiger angekommen. Ein gemütliches Hotel was im Jahre 1993 eröffnete. 
Das besondere aber ist, dass jedes Zimmer einen eigenen Namen besitzt. So Zimmer Nr. 13 - "Das Danieler Pochwerk".

Die Betreiber haben sich wahrlich was einfallen lassen. Nicht nur die Zimmernamen locken, nein das Steigerhotel lockt auch mit seiner "Steigerstube" und dem berühmten "Schneeberger Arschleder". Was dahinter steckt, nun Ihr könnt da gerne einmal selbst zum Lunch gehen.

Abwärts zum Alten Mühlberg fällt dem Wanderer nicht nur die schöne Aussicht auf, nein auch wundervolle gestaltete Häuser entlang des Weges.

Am Magazin angekommen biege ich mal kurz ab zu der alten Mühle an der Bundesstraße. Es ist eigentlich nur noch eine Ruine. Eine Seite wundervoll gestaltet, die anderen leider nicht. Auch habe ich leider dazu keine Geschichte die ich Euch erzählen könnte. Man kann nur hoffen das so ein Stück häusliche Geschichte Schneeberg erhalten bleibt.

Ganz unten an der Bundesstraße steht die alte Korsettfabrik Günther und Neumeister.
1885 war hier Victor Fritzsch der Inhaber.
Am 23. Januar 1926 brannte es in dieser Fabrik. Aus unerklärlicherweise brach Feuer aus. Gerade an diesem Tag herrschte ziemlich starker Wind und es bestand Gefahr für die Nachbargrundstücke. Komplett wurden der Dachstuhl und 2 Stockwerke zerstört. Durch die enormen Löschwassermassen entstanden enorme Schäden. 200 Menschen verloren ihre Arbeit. Insgesamt musste die Produktion gedrosselt werden, was auch damals zu hohen Schaden führte. Was genau damals zum Brand führte, nun man vermutet angebranntes Essen.
Seit Jahren steht das Fabrikgelände leer. Auch hier steht hoch gen Himmel ein Stück Schneeberger Geschichte.

Und genau hier werde ich auch abgeholt, denn an der Korsettfabrik endet meine Wanderung durch die Stadt Schneeberg. Aber nicht das Ihr denkt ich bin nun fertig, nein, ich bereite mich auf die nächste große Wanderung vor, denn Schneeberg und seine Ortsteile haben noch einiges zu bieten ;-)